Admin-Login:

Benutzer:
Passwort:
Gernot Candolini
Veranstaltungen
Bücher
Labyrinthe
Labyrinthbau
Labyrinth-Einführung

Im Labyrinth - Aufbruch zur Mitte

Die Geschichte des Labyrinths ist so lang und seltsam wie sein verschlungener Weg.
Das Ziel ist die Suche nach der geheimnisvollen Mitte. Überraschend ist, dass das Labyrinth ursprünglich immer nur einen Weg zur Mitte hatte ohne Abzweigung und Sackgasse. Trotzdem war der Weg zur Mitte und wieder heraus schwierig genug. Es findet ihn nur der, der ihn auch geht.
Erst spät im 15. Jahrhundert entsteht aus dem Labyrinth der Irrgarten, mit seinen hohen Hecken und vielen Irrwegen.

Labyrinth der Kathedrale in Chartres, fotografiert von oben. © Gernot Candolini

Der Ursprung des Labyrinths, der mindestens soweit zurückliegt, wie der Beginn dokumentierter Geschichte, offenbart eine tiefe Bedeutung, die in einer Vielzahl von Kulturen Fuß gefasst hat und etwas vom ursprünglichen Wesen unseres Daseins in dieser Welt umfasst.
Das Labyrinth fasziniert und erfreut, es weckt Ängste und Neugier, es ist unergründlich und einfach, es verwirrt und kommt dennoch unserem Bedürfnis entgegen, Ordnung in das Chaos zu bringen.

Wer sich mit den alten Spuren des Labyrinths in der Geschichte befasst, stößt dabei auf eine Überraschung nach der anderen.
Warum findet man das selbe Symbol eingelegt in den Boden gotischer Kathedralen genauso wie aus dem Rasen englischer Dorfplätze gestochen, mit Steinen aufgelegt auf einsamen Inseln im nördlichen Eismeer oder in den Bergen Mexikos und der Hochebene von Nasca, gezeichnet in alten Klosterhandschriften oder indonesischen Baumrindenbüchern. Warum galt es als Gefängnis des Minotauros und in der gleichen Erzählung auch als Tanzplatz von Theseus und Ariadne? Wer hat es zu welchem Grund in Felsen oder Ton überall in der Welt geritzt, und warum wurde es in einem großen Umzug beim Begräbnis der römischen Kaiserin Drusilla genauso wie bei der Stadtgründungsfeier von Konstantinopel begangen? Warum fasziniert das Labyrinth Kinder und Greise, Männer und Frauen, Reiche und Arme gleichermaßen? Warum gab es den Lauf durch das Labyrinth bis in das letzte Jahrhundert in Deutschland als Kinderspiel unter dem Namen "Reise nach Jericho" ebenso wie als Tanz bei großen Tanzfesten verschiedener Handwerkszünfte?

Eine Frau geht durch das Steinlabyrinth Damme. © Gernot Candolini

Nie lässt sich das Labyrinth bis ins Letzte erklären, immer bleibt ein merkwürdiger, undurchdringlicher Rest, ein Geheimnis. Seine Spuren in der Geschichte, seine Verwendung in den Kulturen lassen zwar manches erkennen, deuten und verstehen, aber viele Fragen bleiben übrig. Sie drängen sich auf, sie wecken die Neugier, und ein wenig Wehmut über das, was scheinbar endgültig verlorengegangen ist, in den Tausenden Jahren seiner Geschichte.

Das Labyrinth weckt aber auch Lust es wiederzufinden. Es neu zum Gebrauch zu erwecken, es wieder einzubauen in Geschichten, Spiele und Tänze, die das Leben spiegeln. Es weckt Lust die kosmischen Wahrheiten zu spüren, die sich in diesen scheinbar so einfachen Linien verbergen.
Fast unbemerkt wurden in Europa in den letzten 20 Jahren über 200 Labyrinthplätze neu erbaut und wiederum in derselben Weise in Gebrauch genommen wie schon in den letzten 5000 Jahren.

Geschichte des Labyrinths

Das Labyrinth gehört zu den ältesten symbolischen Zeichen der Menschheit. Seit Jahrtausenden wird es in Felsen oder Ton geritzt, in alte Handschriften gezeichnet, auf Keramiken gemalt, oder mit Steinen am Boden ausgelegt.
In bestimmten Kulturen war das Labyrinth jahrhundertlang in Gebrauch, manchmal ist die Geschichte seiner Verwendung nur kurz.
In den letzten Jahren kam es zu einer neuen Blüte des Labyrinths und an verschiedensten Orten auf der Welt werden derzeit neue Labyrinthe, gezeichnet, gebaut und verwendet. Auch diese Blüte wird vergehen, aber sie wird wieder neue Spuren hinterlassen in der vieltausendjährigen Geschichte des Labyrinths.

syrische Tonscherbe

Inhalt:

Was ist ein Labyrinth?
Der Ursprung des Labyrinths
Das Labyrinth ist weit verbreitet
Die Reise um die Welt
Römische Mosaike
Das Labyrinth im Christentum
Rasenlabyrinthe
Gartenlabyrinthe
Labyrinthe heute

Was ist ein Labyrinth?

Das ursprüngliche Labyrinth hat im wesentlichen immer die gleiche Form. Von einem Kreuz ausgehend, werden anfangs sieben, später mehr Kreise gezogen, die einen verschlungenen Weg bilden. Dieser Weg hat keine Abzweigungen, keine Sackgassen und keine Irrwege. Er führt hin und her, biegt immer wieder nach innen und nach außen ab und führt schließlich zur Mitte. Dort ist der Ort der Umkehr, und es führt der gleiche Weg wieder nach außen zurück. Der Weg des Labyrinths symbolisiert den schwierigen und verschlungenen Lebensweg des Menschen.

Der Ursprung des Labyrinths

Das Labyrinth entstand im Mittelmeerraum. Das älteste Labyrinth fand man bei Ausgrabungen eines Palastes in Pylos in Griechenland. Dieser war vor 3200 Jahren abgebrannt. Dadurch wurden die im Palast befindlichen Tontäfelchen gehärtet. Auf einer dieser Tafeln war ein Labyrinth eingeritzt.
Im ganzen Mittelmeerraum gibt es viele Felsritzungen von Labyrinthen, die auch noch älter sein könnten. Aber während man das Alter von Bränden sehr leicht feststellen kann, ist es bei Felsritzungen nahezu unmöglich.

Das Labyrinth ist weit verbreitet

Das klassische Labyrinth hat sich über die ganze Welt verbreitet. Vom Mittelmeerraum aus gelangte es zu den seefahrenden Völkern des Nordens, vorbei an der spanischen Atlantikküste, nach England, nach Island, und nach ganz Skandinavien.
Auf seiner Reise bleibt das Labyrinth im wesentlichen unverändert. Manchmal wird das Design ein wenig variiert, manchmal wird ein zweiter Ausgang aus der Mitte angelegt, manchmal wird die Zahl der Umgänge verändert, aber selbst die Vorstellungen, die mit dem Labyrinth verknüpft werden, bleiben ähnlich. Es ist überraschend in wie vielen Kulturen und an welch unterschiedlichen Orten das Labyrinth gezeichnet und verwendet wurde.

Die Reise um die Welt

In östlicher Richtung verbreitet sich das Labyrinth nach Persien, Afghanistan, Pakistan, Indien, Indonesien und Amerika. Wer sich mit den nordamerikanischen Labyrinthen befasst, gerät ins Staunen. Die Hopi, Navajo, Pima und Papagoindiander verwenden das klassische Labyrinth seit vielen hundert Jahren. Die Form und die Bedeutung, die die Indianer dem Labyrinth geben, ist ähnlich, wie in Indien. Es scheint offensichtlich, auch wenn diese Theorie noch nicht wirklich anerkannt ist, dass die Indianer das Labyrinth nicht selbst erfunden haben, sondern es lange vor Kolumbus zu ihnen über den Pazifik gekommen ist. Und zwar über Kontakte, die bis in den Mittelmeerraum reichten.

Römische Mosaike

Zur Zeit der Römer waren griechische Heldensagen sehr beliebt. So wurde auch die Geschichte von Theseus oft erzählt und dargestellt und mit ihm das Labyrinth. Die Römer erfanden jedoch einen eigenen Labyrinthtyp, der mehr ihren ornamentalen Mustern entsprach. Das römische Labyrinth umkreist die Mitte in der Regel nicht in großen Bögen, sondern es wird immer erst ein Quadrant ganz durchschritten, bevor der Weg in den nächsten Quadranten weitergeht. Die Römer verwendeten das Labyrinth in erster Linie zur Dekoration ihrer Villen und Bäder. Mehrere prachtvolle Mosaike mit Labyrinthen haben sich erhalten.

Das Labyrinth im Christentum

Zeichnung vom Labyrinth Ravenna

Das Christentum hat das Labyrinth schon früh in seinen Symbolschatz aufgenommen. In alten Handschriften gibt es immer wieder Labyrinthdarstellungen. Zuerst wurde der klassische Typ verwendet, aber mit der Zeit wurde das Labyrinth verändert. Es entstand das Otfriedlabyrinth und dann das gotische Labyrinth. In der Gotik erlebte das Labyrinth eine Blütezeit. In vielen gotischen Kathedralen wurde ein Labyrinth eingebaut. Eines der bekanntesten davon ist in der Kathedrale von Chartres.

Rasenlabyrinthe

In England entwickelte sich eine eigene Tradition. Die Labyrinthe wurden neben den Kirchen aus dem Rasen gestochen. Etwa 30 Rasenlabyrinthe sind in England dokumentiert, sieben existieren bis heute. Auch in Deutschland gibt es Rasenlabyrinthe. Einst waren es an die hundert, heute sind noch drei erhalten: in Hannover, Steigra und Graitschen. Während die englischen Rasenlabyrinthe in der Regel die gotische Form haben, sind die deutschen fast immer klassischen Typs. Allerdings oft mit einer Besonderheit. In den meisten deutschen Labyrinthen stößt man in der Mitte nicht an, sondern es gibt einen zweiten Weg heraus.
Das ist vor allem für Prozessionen praktisch, den man muss nicht den gleichen Weg zurück, sondern kann "in einem Zug" durch das Labyrinth gehen. Diese Labyrinthart gibt es auch bei einigen Steinlabyrinthen in Skandinavien.

Gartenlabyrinthe

Erst in der Renaissance wurden Labyrinthe entworfen und gebaut, so wie sich viele ein Labyrinth aufs erste vorstellen: Ein Heckenirrgarten mit vielen Sackgassen und einer schwer zu findenden Mitte. Manche Fürsten hatten zuerst Labyrinthe in der Form der französischen Kirchenlabyrinthe in ihre Gärten gepflanzt. Aber bald ging die ursprüngliche Form verloren und als Spiel- und Liebesgärten entstanden vielfältigste Irrgartenformen.

Labyrinthe heute

Heute werden überall in der Welt wieder neue Labyrinthe und Irrgärten gebaut. Manchmal greift man dabei auf alte Vorlagen zurück, oft wird aber auch versucht, neue Formen zu entwickeln. Labyrinthe entstehen in Gärten, Kirchen, auf Spiel- und Stadtplätzen und erfreuen sich großer Beliebtheit. Allein in Österreich wurden in den letzten Jahren über 30 neue Labyrinthplätze errichtet.

Labyrinth-Videos
Zirbenholzlabyrinthe
Labyrinth-Postkarten
Newsletter
Kontakt/Impressum